Weltneuheit: Schwingenachse für BMW Boxer-Modelle auf der IMOT 2023

Das Spezialisten-Duo Emil Schwarz und Jürgen Widmann hat eine Schwingenachse für die BMW-Boxermodelle R 1200 und R 1250 entwickelt. Ihr Motto: „Mehr Fahrdynamik durch Präzision“.

Die beiden Spezialisten Jürgen Widmann (links) und Emil Schwarz (rechts)
bei der Weltpremiere ihrer Schwingenachse auf der IMOT im Februar 2023 in München

Original haben die betreffenden BMW-Modelle der R 1200- und R 1250-Boxer-Baureihen keine Schwingenachse. Tatsächlich: gar keine. Stattdessen wird die einarmige Paralever-Schwinge mit integriertem Kardan per Schwingenbolzen und Lagerzapfen am Rahmen aufgenommen. Auf einer Seite des Schwingendrehpunkts ist ein Festlagerzapfen angeordnet, auf der gegenüberliegenden Seite ein einstellbarer Loslagerzapfen. Beide sind mit Kegelrollenlagern bestückt. Zwischen den beiden Lagerzapfen sitzt die Schwinge aus Aluminiumguss, selbstverständlich drehbar – aber ohne durchgehende Achse.

Genau an diesem Punkt setzten Emil Schwarz und Jürgen Widmann an und entwickelten eine Schwingenachse zum Nachrüsten. Emil Schwarz ist in der Motorradszene als „Lager-Papst“ bekannt, seit fast 40 Jahren und über die Landesgrenzen hinweg. Jürgen Widmann ist mit seiner Motorradwerkstatt seit über 20 Jahren auf BMW Motorräder spezialisiert, insbesondere auf die Vierventilboxer-Modelle von R 1100 bis R 1250.

Schwingenachse zum Nachrüsten

Den originalen Ist-Zustand mit Schwingenbolzen und Lagerzapfen erachten Schwarz und Widmann als suboptimal. Zumal sie schon erstaunlich große Abweichungen bei der Flucht und somit der Ausrichtung der Lagerzapfen zueinander festgestellt haben. Jahrelang haben die Beiden zusammen an einer Optimierung getüfelt , und das konnte für sie nur eine „richtige“, eine konventionelle Schwingenachse sein. So wie sie an den Hinterradschwingen der allermeisten Motorräder ab Werk vorhanden ist. Und, ganz wichtig: Die Verbesserung sollte nicht mit extremem Umbau- und Änderungsaufwand zu einer Einzelanfertigung führen. Das Ergebnis sollte reproduzierbar sein, um als Nachrüst-Option angeboten werden zu können.

Boxermodelle R 1200 und R 1250

Dieses Ziel erreichten Schwarz und Widmann Anfang 2023. Auf der Münchener Motorradmesse IMOT präsentierten sie stolz die Weltpremiere ihrer Weltneuheit. Für Messezwecke fertigten sie eigens Schnittmodelle an, um die Technik möglichst gut zeigen zu können. Zunächst bieten sie die Umrüstung von Schwingenbolzen auf Schwingenachse für die BMW-Boxermodelle ab 2004 an, also von den ersten R 1200-Modellen ab 2004 bis zu den aktuellen R 1250-Modellen.

Mehr Fahrdynamik durch Präzision

High Performance, in BMW-Kreisen unter der Abkürzung HP bekannt, formulieren Schwarz und Widmann auch so: „Mehr Fahrdynamik durch Präzision“. Denn selbst die perfekte Einstellung der originalen Lagerzapfen mitsamt ausgewählten Präzisionslagern kann nicht die Stabilität einer durchgehenden Schwingenachse ersetzen. Nur auf diese Weise wird eine formschlüssige Verbindung von der einen Rahmenseite auf die andere hergestellt. Unter der Kardanwelle wird die Schwingenachse durchgeschoben und mit Nadellagern samt angepassten, auf spielfrei geschliffenen Innenringen kombiniert. Vor diesem technischen Hintergrund klingen die Versprechen der beiden schwäbischen Spezialisten plausibel: „Mehr Stabilität und Sicherheit sowie präzisere Rückmeldung vom Hinterrad.“

Gut zu erkennen: durchgehende Achse (silber) unterhalb der Kardanwelle
Umrüstung auf Schwingenachse ab 1.580 Euro

Circa 6 Stunden dauert die Umrüstung auf Schwingenachse, mitsamt Vermessen der Schwinge und des Rahmens sowie entsprechender Anpassung der Distanzen. 1.580 Euro kostet dieses substanzielle Upgrade fürs Fahrwerk. Amtliche Eintragung in die Fahrzeugpapiere per Einzelabnahme wird vorbereitet. Als zusätzliche Upgrade-Optionen werden ein Präzisionsbolzen am Hinterachsgehäuse (220 Euro) oder eine komplette Präzisionslager-Behandlung der Paralever-Schwinge (750 Euro) angeboten. MOTORRAD-Test folgt.

(Quelle: Motorradonline · Maik Schwarz · 01.03.2023)