Wird Eve Energy Batterie-Lieferant für BMWs „Neue Klasse“?

Der chinesische Batteriezellen-Hersteller Eve Energy wird laut einem Agenturbericht der Hauptlieferant von Batteriezellen in Europa für die Neue-Klasse-Elektroautos von BMW ab 2025. Dafür plant Eve Energy wohl auch ein Batteriewerk in Ungarn in unmittelbarer Nähe zu dem BMW-Fahrzeugwerk.

Das berichtet Reuters unter Berufung auf zwei Insider. Laut einer der Informanten sollen die Verträge bereits unterzeichnet sein. Eve Energy wollte sich auf Anfrage von Reuters nicht zu den Informationen äußern. Ein Sprecher von BMW gab an, dass das Unternehmen „Anfang September einige batteriebezogene Neuigkeiten“ veröffentlichen wolle – auf Details zu dem aktuellen Bericht ging BMW nicht ein.

Eve Energy liefert schon jetzt Batteriezellen an BMW (in China) und soll den Autobauer künftig mit großformatigen Rundzellen versorgen. BMW plant wie berichtet mit einem Durchmesser von 46 mm und einer je nach Fahrzeugtyp flexiblen Höhe. Bei der derzeitigen Generation an E-Fahrzeugen setzen die Münchner noch auf prismatische Zellen von Zulieferern wie CATL und Samsung SDI – etwa im i4, iX und i7.

Noch nicht ganz gesichert ist, wo Eve Energy die Rundzellen für BMW bauen wird. Reuters schreibt unter Berufung auf Unternehmensunterlagen, dass Eve Energy eine große Fabrik für zylindrische Zellen in Zentralchina plane. Im April gab Eve Energy bekannt, eine 50-GWh-Fabrik in Chengdu zu bauen – um welches Zellformat es sich dabei handelt, wurde jedoch nicht genannt. Bekannt ist bereits, dass Eve Energy der Produktionspartner für die extrem schnell ladenden 4680-Zellen des israelischen Batterieentwicklers StoreDot ist. Ob diese Technologie auch in den großvolumigen Rundzellen für BMW eingesetzt werden soll, ist jedoch nicht bekannt.

Perspektivisch könnte Eve Energy das im Bau befindliche BMW-Werk im ungarischen Debrecen, wo die Neue Klasse zunächst gebaut werden soll, auch lokal beliefern. Bereits Ende März gab es Berichte, wonach Eve Energy ebenfalls in Debrecen seine erste europäische Batteriezellfabrik bauen will. Laut der damaligen Mitteilung hatte Eve Energy eine unverbindliche Absichtserklärung mit der Stadtverwaltung unterzeichnet, 45 Hektar in einem Industriegebiet zu erwerben, um dort eine Anlage zur Produktion von zylindrischen Zellen zu bauen.

Das passt zu den inzwischen bekannt gewordenen BMW-Plänen. Im Mai gab es Berichte, wonach BMW für die Neue Klasse von prismatischen Zellen auf Rundzellen wechseln will. Später gab es weitere Berichte aus Südkorea und von der „Süddeutschen Zeitung“, dass es sich dabei um Rundzellen mit einem Durchmesser von 46 Millimetern handeln soll. Anders als Tesla habe sich BMW aber nicht auf das fixe Format 4680 (mit 80 Millimetern Länge) festgelegt, sondern auf eine je nach Fahrzeugtyp flexible Höhe.

Da zu jener Zeit ebenfalls bekannt wurde, dass Samsung SDI eine Produktionsanlage für solche 46XX-Zellen mit Höhen zwischen 40 und 60 Millimetern plant, wurde vermutet, dass der koreanische Zellhersteller den Zuschlag von BMW erhalten habe.

Vor einigen Tagen hatte zudem CATL angekündigt, in Debrecen eine 100-GWh-Batteriezellfabrik zu bauen. Hierbei kündigte umgehend BMW-Konkurrent Mercedes-Benz an, Hauptkunde des neuen Ungarn-Werks von CATL zu sein – von Rundzellen war damals nicht die Rede. Laut dem Reuters-Bericht könnte aber auch BMW aus der CATL-Fabrik beliefert werden.

Es scheint angesichts der vorliegenden Informationen gut möglich, dass Eve Energy künftig auch BMW für seine europäischen Fahrzeuge mit Zellen beliefern wird. Ob Eve Energy aber direkt der Hauptlieferant wird, oder angesichts der Fabrik-Pläne von CATL und Samsung SDI einer von mehreren Lieferanten, wird wohl erst die BMW-Verkündung Anfang September zeigen.


15.07.2022

BMW: Verzicht auf Verbrenner bei „Neuer Klasse“ wird wahrscheinlicher

Bei BMW ist offenbar die Entscheidung gefallen, dass die nächste Generation von Modellen auf Basis der für 2025 geplanten Plattform „Neue Klasse“ ausschließlich mit reinen E-Antrieben gebaut wird. Zudem bekräftigt sich ein weiteres Gerücht zu den Batteriezellen für die neue Architektur.

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Über diesen Strategieschwenk berichtet das „Manager Magazin“. Noch im Mai hatte BMW-Chef Oliver Zipse bei der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen gesagt, dass das erste Modell auf Basis der Neuen Klasse rein elektrisch werde. „Wenn [die Neue Klasse] auf den Markt kommt, wird sie sich auf das 3er-Segment konzentrieren, und zu diesem Zeitpunkt wird sich der Markt zu einer Größe entwickelt haben, bei der es vernünftig ist, nur einen Antriebsstrang in dieser Architektur zu haben“, erklärte Zipse damals. Die technisch mögliche Option, später auf Basis dieser Architektur auch Verbrennungsmotoren einzubauen, ließ Zipse aber noch offen. Nur das erste Modell wurde als reines BEV bestätigt.

Doch nun scheint sich BMW bei der Neuen Klasse ausschließlich auf Batterie-elektrische Antriebe zu konzentrieren, auch bei künftigen Modellen: Anders als zunächst geplant, werde die Plattform keine Optionen mehr für Benzin- und Dieselmotoren enthalten und auch nicht für Plug-in-Hybride, schreibt das Magazin unter Berufung auf Topmanager des Konzerns.

Einen kompletten Ausstieg aus dem Verbrenner bedeute dies aber nicht: Auf anderen BMW-Plattformen können weiter Verbrenner gebaut werden, laut dem Bericht „wohl auch in neuen Modellen“. Aber: Für die Zeit nach 2025 sei noch kein neues Verbrenner-Modell im Vorstand beschlossen. Wie es heißt, seien „abhängig von der Nachfrage und Verfügbarkeit der Batterien“ neue Benzin- und Diesel-Modelle denkbar – aber eben nicht in der Neuen Klasse.

Das „Manager Magazin“ folgert, dass BMW „radikaler als gedacht“ das Verbrenner-Aus plane. Zipse habe den Schlingerkurs beendet – Analysten hatten angesichts der unklaren und teils widersprüchlichen Aussagen von Vorstandsmitgliedern zur Neuen Klasse bereits kritisiert, dass man nicht wirklich wisse, „was diese Plattform ist“. Nun scheint sich abzuzeichnen, dass es eine Electric-only-Plattform wird.

Zudem scheinen sich Gerüchte rund um den Antrieb für das intern NK1 genannte Modell zu bestätigen. Für das erste Modell der Neuen Klasse will BMW erstmals eine 800-Volt-Antriebsarchitektur entwickeln und bei der Batterie Rundzellen einsetzen, wie ein hochrangiger BMW-Manager nun der „Süddeutschen Zeitung“ bestätigt hat. Berichte über den Wechsel von prismatischen zu Rundzellen bei BMW gab es bereits im Mai.

Auch zum Format der Rundzellen und deren Chemie liefert die SZ Details: Es werde sich um 46XX-Zellen handeln, also mit einem Durchmesser von 46 mm und einer je nach Fahrzeugtyp flexiblen Höhe. Das passt zu einem früheren Bericht aus Südkorea, wonach Samsung SDI neben den Batteriezellen des von Tesla gewünschten Formats mit einem Durchmesser von 46 mm und einer Höhe von 80 mm für andere Autohersteller wie BMW auch Varianten entwickelt, die ebenfalls einen Durchmesser von 46 mm aufweisen, deren Höhe aber zwischen 40 und 60 mm beträgt. Laut SZ wird in den Zellen NMC-Chemie zum Einsatz kommen, wobei der Nickelgehalt auf rund 90 Prozent erhöht und der Kobaltanteil minimiert werden soll.

Update 18.07.2022: Es gibt eine weitere Interview-Äußerung von BMW-Chef Oliver Zipse zur Antriebsvielfalt der Neuen Klasse. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in der Neuen Klasse perspektivisch auch die Brennstoffzelle im Serieneinsatz sehen werden“, wird Zipse zitiert. Der Vorstand prüfe für die Neue Klasse auch die Serienproduktion von Wasserstoffautos, sagte Zipse dem „Handelsblatt“.

(Quelle: electrive.net | Autor: Sebastian Schaal)