BMW MOTORRAD DAYS 2022 IN BERLIN ... alles neu, edel – und mit Luft nach oben | motorrad-magazin.at | 05.07.2022
Zitat von BCGAP am So 31.07.22, 21:46 UhrBereits im Vorfeld wurde heftig gemurrt und gemäkelt: Die Entscheidung der BMW-Spitzen, das legendäre Markentreffen von Garmisch-Partenkirchen nach Berlin umzusiedeln, war in der Community keineswegs freudvoll aufgenommen worden. Irgendwie verständlich: Die Veranstaltung in Garmisch war hemdsärmelig, bierseelig, bot im Umfeld viele Möglichkeiten zu tollen Ausfahrten und am Festgelände die Möglichkeit zu zelten. Die BMW Motorrad Days in Garmisch waren ein rundum gemütliches, etabliertes Bikertreffen mit urbayrischem Gütesiegel.
All das konnte man sich in Berlin nicht erwarten. Zu Recht, wie sich nun herausgestellt hat. Die Veranstaltung im Berliner Messezentrum glich mehr einer Art raumgreifender Hausmesse. Das soll nun (noch) keine Kritik sein, denn zum einen ist die Location großartig, zum anderen wurde sehr vieles sehr aufwendig geplant. Als Fan der Marke ist man hier sicher auf seine Kosten gekommen, nur der Charakter war eben ein völlig anderer als in Garmisch. Wer das eine geliebt hat, wird mit dem anderen nicht glücklich werden.
Für BMW geht es aber offenbar ohnehin darum, sich von Weißwurst und Lederhosen zu emanzipieren und ein anderes, hipperes Image zuzlegen. Da kommt eine lässige Stadt wie Berlin natürlich gerade recht. Und weil man hier ja seit mehr als 50 Jahren alle Motorräder produziert (von den paar China-Modellen der letzten Jahre abgesehen), ist der Umzug in die deutsche Hauptstadt natürlich auch schlüssig. Eine kleine Rolle mag zusätzlich gespielt haben, dass man sich mit vielen Elektro-Produkten in der Pipeline zukünftig weitaus stärker auf das urbane Umfeld konzentrieren will. Der BMW CE 04 ist ja nur der Fahnenträger für eine kommende Palette, die kurz vor der Ausrollung steht.
Wie auch immer: Berlin also. Für die vilen ausländischen Gäste war die pulsierende Metropole, die sich im Sommer von der gechillten Seite zeigt, sicher kein Nachteil. Viele Inländer – vor allem aus dem süddeutschen Raum – dürften die weite Anreise aber wohl gescheut oder die Veranstaltung ganz bewusst boykottiert haben. Die offiziellen Zahlen sprechen zwar von 17.000 Besuchern, doch dabei muss man die Aufteilung auf drei Tage einrechnen, und am ersten davon fand ja diesmal das mit der Hauptveranstaltung zusammengelegte „Pure&Crafted“-Festival statt, das bekanntlich vornehmlich Musikliebhaber anlockt, weniger die in der Wolle gefärbten Motorradfahrer.
An den beiden Haupttagen war das weitlläufige Messeareal auf jeden Fall ziemlich spärlich besucht. Gleichzeitig hat man sich in der Organisation gewisser Bereiche keine Olypiamedaille verdient. Sowohl beim Eingang in der Früh als auch tagsüber beim Fanshop (T-Shirts, Tassen etc.) waren ewig lange Schlangen zu sehen; das müsste man doch besser managen können. Genauso wie die schneckenlangsame, völlig überforderte Gastronomie. Sich einen kleinen Rausch anzutrinken, das war eigentlich gar nicht möglich, weil man beim langen Anstellen und Warten aufs nächste Bier wieder ausgenüchtert ist.
Ansonsten gab’s natürlich einiges zu sehen: Adrian Guggemos zelebrierte Trial-Shows, dazu gab’s Stunt- und FMX-Vorstellungen, auch die vier World-Superbiker von BMW waren vor Ort und gaben Autogramme. Ein eigenes kleine Areal widmete sich dem Thema Customizing (mit dem üblichen Steilwand-Motodrom), während in den beiden großen Hallen die BMW-Palette aufgespreizt und die namhafte Zubehörbranche anwesend war. Möglichkeiten zu Testfahrten ins Umland wurden natürlich auch angeboten, genauso wie gegen Abend ein eher ansprucnsvolles Musikprogramm, unter anderem mit „The Darkness“ aus Großbritannien, die vor einer fast leeren Festwiese zu tun hatten, ihre Laune zu behalten. Kompliment dafür, echte Profis. Untertags gab uns auch Berlins regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey die Ehre – auch keine Selbstverständlichkeit.
Der große Unterschied zu Garmisch zeigte sich dann nach Sonnenuntergang. Wogte dort das Fest mit stampfenden Beinen zu den munteren Klängen der Ziehharmonika, so legte sich in Berlin ein herrlicher, glitzernder Sternenhimmel über das fast völlig verwaiste, stille Festgelände. Fette Sommerparties sehen definitiv anders aus.
Auch hier wieder eine Einschränkung: Man muss der neuen Ausrichtung, dem neuen Konzept wohl Zeit geben, sich zu entwickeln, zu entfalten und zu etablieren. Mit der BMW-typischen Akribie werden im kommenden Jahr wohl einige Hoppalas und Schwachstellen beseitigt werden, wird sich vieles verbessert zeigen. Und wie schon geschrieben: Die Location für sich ist ja wirklich lässig, stimmungsvoll und auch funktional. Und Berlin ist sowieso immer eine Reise wert, finden wir. Auch ohne Lederhose.
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Bereits im Vorfeld wurde heftig gemurrt und gemäkelt: Die Entscheidung der BMW-Spitzen, das legendäre Markentreffen von Garmisch-Partenkirchen nach Berlin umzusiedeln, war in der Community keineswegs freudvoll aufgenommen worden. Irgendwie verständlich: Die Veranstaltung in Garmisch war hemdsärmelig, bierseelig, bot im Umfeld viele Möglichkeiten zu tollen Ausfahrten und am Festgelände die Möglichkeit zu zelten. Die BMW Motorrad Days in Garmisch waren ein rundum gemütliches, etabliertes Bikertreffen mit urbayrischem Gütesiegel.
All das konnte man sich in Berlin nicht erwarten. Zu Recht, wie sich nun herausgestellt hat. Die Veranstaltung im Berliner Messezentrum glich mehr einer Art raumgreifender Hausmesse. Das soll nun (noch) keine Kritik sein, denn zum einen ist die Location großartig, zum anderen wurde sehr vieles sehr aufwendig geplant. Als Fan der Marke ist man hier sicher auf seine Kosten gekommen, nur der Charakter war eben ein völlig anderer als in Garmisch. Wer das eine geliebt hat, wird mit dem anderen nicht glücklich werden.
Für BMW geht es aber offenbar ohnehin darum, sich von Weißwurst und Lederhosen zu emanzipieren und ein anderes, hipperes Image zuzlegen. Da kommt eine lässige Stadt wie Berlin natürlich gerade recht. Und weil man hier ja seit mehr als 50 Jahren alle Motorräder produziert (von den paar China-Modellen der letzten Jahre abgesehen), ist der Umzug in die deutsche Hauptstadt natürlich auch schlüssig. Eine kleine Rolle mag zusätzlich gespielt haben, dass man sich mit vielen Elektro-Produkten in der Pipeline zukünftig weitaus stärker auf das urbane Umfeld konzentrieren will. Der BMW CE 04 ist ja nur der Fahnenträger für eine kommende Palette, die kurz vor der Ausrollung steht.
Wie auch immer: Berlin also. Für die vilen ausländischen Gäste war die pulsierende Metropole, die sich im Sommer von der gechillten Seite zeigt, sicher kein Nachteil. Viele Inländer – vor allem aus dem süddeutschen Raum – dürften die weite Anreise aber wohl gescheut oder die Veranstaltung ganz bewusst boykottiert haben. Die offiziellen Zahlen sprechen zwar von 17.000 Besuchern, doch dabei muss man die Aufteilung auf drei Tage einrechnen, und am ersten davon fand ja diesmal das mit der Hauptveranstaltung zusammengelegte „Pure&Crafted“-Festival statt, das bekanntlich vornehmlich Musikliebhaber anlockt, weniger die in der Wolle gefärbten Motorradfahrer.
An den beiden Haupttagen war das weitlläufige Messeareal auf jeden Fall ziemlich spärlich besucht. Gleichzeitig hat man sich in der Organisation gewisser Bereiche keine Olypiamedaille verdient. Sowohl beim Eingang in der Früh als auch tagsüber beim Fanshop (T-Shirts, Tassen etc.) waren ewig lange Schlangen zu sehen; das müsste man doch besser managen können. Genauso wie die schneckenlangsame, völlig überforderte Gastronomie. Sich einen kleinen Rausch anzutrinken, das war eigentlich gar nicht möglich, weil man beim langen Anstellen und Warten aufs nächste Bier wieder ausgenüchtert ist.
Ansonsten gab’s natürlich einiges zu sehen: Adrian Guggemos zelebrierte Trial-Shows, dazu gab’s Stunt- und FMX-Vorstellungen, auch die vier World-Superbiker von BMW waren vor Ort und gaben Autogramme. Ein eigenes kleine Areal widmete sich dem Thema Customizing (mit dem üblichen Steilwand-Motodrom), während in den beiden großen Hallen die BMW-Palette aufgespreizt und die namhafte Zubehörbranche anwesend war. Möglichkeiten zu Testfahrten ins Umland wurden natürlich auch angeboten, genauso wie gegen Abend ein eher ansprucnsvolles Musikprogramm, unter anderem mit „The Darkness“ aus Großbritannien, die vor einer fast leeren Festwiese zu tun hatten, ihre Laune zu behalten. Kompliment dafür, echte Profis. Untertags gab uns auch Berlins regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey die Ehre – auch keine Selbstverständlichkeit.
Der große Unterschied zu Garmisch zeigte sich dann nach Sonnenuntergang. Wogte dort das Fest mit stampfenden Beinen zu den munteren Klängen der Ziehharmonika, so legte sich in Berlin ein herrlicher, glitzernder Sternenhimmel über das fast völlig verwaiste, stille Festgelände. Fette Sommerparties sehen definitiv anders aus.
Auch hier wieder eine Einschränkung: Man muss der neuen Ausrichtung, dem neuen Konzept wohl Zeit geben, sich zu entwickeln, zu entfalten und zu etablieren. Mit der BMW-typischen Akribie werden im kommenden Jahr wohl einige Hoppalas und Schwachstellen beseitigt werden, wird sich vieles verbessert zeigen. Und wie schon geschrieben: Die Location für sich ist ja wirklich lässig, stimmungsvoll und auch funktional. Und Berlin ist sowieso immer eine Reise wert, finden wir. Auch ohne Lederhose.
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