(Quelle: Merkur.de – Autorin Helga Zagermann)
BMW verabschiedet sich aus Maisach: Die Driving Academy auf dem alten Flugplatz in Gernlinden wird deutlich früher als gedacht geschlossen. Und bis dahin gibt es nur noch reduzierten Betrieb. Hintergrund sei eine Konzernentscheidung, so BMW.
Maisach – Das Driving Academy genannte Gelände, auf dem Fahrtrainings und Veranstaltungen stattfinden, sorgt seit Betriebsbeginn für Diskussionen: Anwohner klagen über den Lärm durch Events und quietschende Reifen, zudem ist die Verträglichkeit im Naturschutzgebiet fraglich. Im Herbst 2020 hatte der Maisacher Gemeinderat die Duldung der Flächennutzung durch BMW bis August 2026 verlängert. Doch mit Einschränkungen: keine Erweiterung, Verbesserungen beim Lärmschutz, zudem solle für die Region ein wirtschaftlicher Mehrwert geschaffen werden. Im Februar 2021 legte der Gemeinderat auf Antrag von Bürgermeister Hans Seidl (CSU) nach: BMW solle Engagement zeigen, sonst sei Schluss mit der Driving Academy.
Fursty-Areal: Frei für Zukunftsprojekte
Nun hat der Konzern selbst den Schlussstrich gezogen. Auf Anfrage teilt ein BMW-Sprecher mit: „Mit unserem Rückzug aus Maisach machen wir den Weg frei für eine Neunutzung des Geländes und die Zukunftsprojekte der Gemeinde Maisach und der Stadt Fürstenfeldbruck.“ Der Konzern könne „am derzeitigen Standort inmitten eines europäischen Naturschutzgebietes kein zukunftsfähiges Konzept für ein Fahrerlebnis realisieren“.
Man habe sich „für einen geordneten Rückzug entschieden“. Jetzt erarbeite der Konzern mit der Gemeinde Maisach und der Stadt Bruck ein entsprechendes Konzept. Weitergehend könne man sich derzeit nicht äußern.
Nach Informationen unserer Zeitung soll der Betrieb sukzessiv zurückgefahren werden. Und bis zum endgültigen Ende wird er nicht mehr so sein wie vor der Pandemie: Es soll wohl eher interne Fahrausbildung stattfinden, die Nutzungszeiten könnten sich mehr als halbieren. Im Laufe des Jahres 2024 soll Schluss ein, hört man.
Fursty: Bürgermeister hält Entscheidung für richtig
Der Rückzug von BMW war am Dienstagabend am Rande der Stadtratssitzung in Bruck öffentlich geworden. Konzernvertreter hatten die Spitzen der betroffenen Kommunen aber bereits bei einem Ortstermin Ende März informiert. Bürgermeister Seidl sagt auf Nachfrage, er habe schon damals die Entscheidung erwartet und halte sie für folgerichtig. Ein solches Angebot in einem dicht besiedelten Bereich passe nicht mehr zur heutigen Zeit. Für ihn ist der Rückzug „mehr Chance als Verlust“. Man könne den Schutz des FFH-Gebietes erweitern. Und für die Nicht-FFH-Flächen, die bereits versiegelt sind und von denen einige auf Maisacher Flur liegen, denkt er an leises Gewerbe, etwa Büros. Zudem böten sich andere Möglichkeiten für die Nutzung angrenzender Flächen, wenn das lärmintensive Fahrtraining wegfalle.
Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass BMW die Entscheidung auch im Zug einer Neuausrichtung getroffen habe. Die beworbene „Freude am Fahren“ passe einfach nicht mehr in Zeiten des Klimawandels.
Das Maisacher Konzept hat seinen Zweck erfüllt – es ist Geschichte
Die Driving-Academy von BMW wird den Standort auf dem früheren Fursty-Gelände bei Maisach verlassen. Ein Kommentar.
Vor Jahren ging es darum, die Zivilflieger vom Maisacher Fursty-Areal zu vertreiben und die Schaffung eines Landeplatzes für die allgemeine Luftfahrt mit kleineren Flugzeugen zu verhindern. Um dies möglich zu machen, brauchte die Gemeinde Maisach ein Konzept, das zudem geeignet schien (aber nie war), den Eingriff in den strengen Naturschutz (FFH) auf dem Areal zu rechtfertigen.
Dieses Konzept bestand aus der Ansiedlung von BMW, den Trabern, zeitweise einer Sportanlage und der Fahrsicherheitsanlage für die Polizei. Von diesem Anti-Flieger-Konzept ist nach dem Ende der Traber-Phantasien und mit dem Aus für BMW praktisch nichts mehr übrig: Das Maisacher Fursty-Konzept ist zerstoben wie Staub, der sich in der Luft verwirbelt.
Eine Rückkehr der Flieger ist trotzdem freilich ausgeschlossen – so betrachtet hat das Konzept seinen Zweck erfüllt, es kann in aller Ruhe zu Grabe getragen werden, vielleicht mit einem der Historie geschuldeten Ehrenschleifchen am Sarg. Insgesamt wird in der Region der Driving Academy allerdings wahrscheinlich kaum jemand eine Träne nachweinen. Maisach signalisiert seit längerem, dass BMW nicht wirklich mehr erwünscht ist. Und auf Brucker Seite, wo man ja einen neuen Stadtteil entwickeln will, wird man sich sogar freuen. Quietschende Reifen in Hörweite der geplanten Mustersiedlung wären sicher nicht so schick gewesen. Was passiert aber nun mit dem Gelände auf Maisacher Flur? Vielleicht wird man sich am Ende über einen FFH-Park freuen dürfen, in dem Eidechsen, Hasen, Rehe, Orchideen und Magerrasen-Landschaften einer blühenden Zukunft entgegen sehen können.
Merkur.de – Kommentar von Thomas Steinhardt